Christiane Geiser

Rosen

27.8.2012

Wieder ist fast ein Jahr vergangen. Der Winter war kalt und lang, der Sommer zögerlich, erst jetzt im August ist es zuverlässig warm. Alle Blühende hatte Verspätung, aber nun ist alles reif geworden, die Pfirsiche, die Feigen hier im Garten, und sogar die Rosen blühen ein zweites Mal.

Es gibt eine wunderbare DVD über Michael Hamburger, den 2007 verstorbenen deutsch-englischen Lyriker. Sie heisst „Michael Hamburger – Ein englischer Dichter aus Deutschland“. Der Filmemacher, Franz Wirke, hat einen leisen, behutsamen, respektvollen Film gedreht über den alten Dichter in seinem Garten, über das alte Paar in seinem alten Cottage in Suffolk. Hamburgers Frau ist die Lyrikerin Anne Beresford. Von ihr stammt das Gedicht, an das ich immer denke, wenn ich die Rosen in meinem Garten blühen sehe.

 

Hearing things

For Michael

 

Look,

there’s a prose poem growing in that tree

mingling with the roses which have climbed

almost to the top.

Yellow roses, old fashioned

and sweet scented.

Can you hear the poem?

If you listen carefully it speaks for itself.

No, I never planted it,

it seeded itself along with the campion

and the hollyhocks.

This is a wild garden where plants happen,

are content to be left alone.

Unusual to have poems in trees?

Not really. The birds read them

before they settle for the night.

They sing them aloud, learn them by heart.

At first light every word becomes clear.