Christiane Geiser

Heimat

19.2.2011

Im Zeitalter der Globalisierung und des selbstverständlichen Reisens weist ein Focusing-Kollege aus England, Greg Madison, auf einen interessanten Aspekt dieser Entwicklung hin: die freiwillige Migration.

„Existential migrants“, wie er sie nennt, gehen weg von einem Zuhause, das sie nie als solches empfunden haben, und reisen, oft ihr Leben lang,  in andere Länder und Kulturen, arbeiten in anderen Sprachgemeinschaften, fühlen sich dort paradoxerweise beheimatet. Die Beziehung zu ihrem Ursprungsort, ihrer Herkunftskultur bleibt ambivalent, viele liebäugeln mit einer Rückkehr, erleben dann aber einen „Kulturschock“, wie ihn andere in der Fremde erleben, und fliehen freiwillig wieder in die Fremde. Das unterscheidet sie von Migranten, die aus ökonomischen oder politischen Gründen ihr Zuhause verlassen mussten und daran leiden.

Für Menschen, die solch ein Zugvogel-Leben führen, ist unmittelbar verständlich, dass Madison Heimat nicht als Ort („home als place“) definiert, sondern als Interaktion („home as interaction“):

Home must be best conceived as an interaction, a moment when the individual and the environment „match“ in specific and idiosyncretic ways, temporarily allowing the feeling of being „at home“.

Ein interessanter Beitrag zu einer existentiellen Frage – sehr anregend, nicht nur für die Psychotherapie.

Zu  finden auf Greg Madisons Homepage  http://www.gregmadison.net und in seinem 2009 erschienenen Buch „The End of Belonging: Untold stories of leaving home and the psychology of global relocation“