Christiane Geiser
Passiv
10.12.2010
Im Ungarischen, lese ich, gäbe es kein Passiv. Interessant. Das wusste ich nicht.
Ein kurzer Blick ins Internet zeigt mir natürlich sofort, dass das ein schon vielfältig diskutiertes Feld ist und sich die ungarische Sprache anderer Ausdrucksmittel als der „Leideform“ bedienen muss, um das auszudrücken, was in anderen Sprachen eine eigene Passiv-Form erhalten hat.
Trotzdem: Nur ein Übersetzungsproblem? Oder wohnt es sich in einer solchen Sprache anders? Sehe ich die Dinge anders? Wie nehme ich mein Handeln – und mein Behandelt Werden! – wahr? Dass etwas auf mich einwirkt und ich davon beeinflusst werde?
Ich erinnere mich, wie ich oft in den Abschlussarbeiten unserer Studierenden die – direkte und indirekte – Passivform versucht habe zu hinterfragen – und dann von den Schreibenden zu hören bekam, dass halt so gesprochen werde in den Kliniken. „Es wurde überlegt – es wurde beschlossen – mir wurde klar“ … – was ermöglicht eine solche Ausdrucksweise – was verunmöglicht sie? Was hätte es für Konsequenzen, wenn aktive Formulierungen dort stehen würden?